Reisen durch unbewußte Landschaften, von Kirkeness bis hin zur Valley of the Saints in Qadisha, im Fettweis’ Atelier in Pülsen erkenne ich, wo ich gewesen bin.
Die Identität der Einzelwerke ordnet sich in eine verknüpfte Reihe von Werken ein, die
entspechend ihrer Anzahl und Gruppierung neue Bilder schafft.
Durch die Anordnung entstehen variable Kompositionen, die die Wirklichkeitserfahrung der einzelnen Landschaften beeinflussen. Die Pointe besteht im Wechselspiel der Unikate. Die Serialität der Werke und deren Aufbau vermittelt eine Abwandlung oder Vervielfachung künstlerischer Ausdrucksform.
Auf meine Frage, bist Du in Hammerfest gewesen, in Beirut oder Dallas, antwortet er lächelnd, das ist viel zu weit, da müsste man ja hinfliegen, und Fettweis fliegt nicht, ist
niemals mit einem realen Flugzeug geflogen. Aufrecht stehend malt er die Seelen der Landschaften, erfasst mit einem Blick den ganzen Weg der Wandernden, die Höhen
und Tiefen, die Reisende gesehen haben. Fettweis’ Büsche und Sträucher sind
Herzgewächse, transluzent, seine Blautöne, gefüllt mit Luft und Wasser. Die Erde
überflutet Licht oder Feuer, mit Asche überdeckt. Hier und da das zarte Grün des
Lebens vom warmen Sonnenstrahl umschmeichelt.
Fettweis’ Lust am metamorphorischem Kunstbegriff ist charakteristisch für die
Sequenzbildung der Landschaftsphänomene. Der Gestaltwandel einer Realität,
die sich im Wandel der Bildideen permanent erneuert, ist Kontext dieser Ausstellung.
Den Staub der roten Erde in den Ritzen meiner Sandalen hat Fettweis nie gespürt.
Die Ausstellung „StattWerke” könnte auch ,statt Reisen’ heißen, es sind Bilder einer
Welt, die wir kennen und erst fühlen, wenn wir sie wiedererkennen. Der helle
Fels im schwarzen Meer, die lichte Wiese im Frühling sind Selbstdarstellungen seiner
Sehnsucht, überall zu sein, ohne seine Staffelei zu verlassen. Ausgangspunkt
seiner in ferne Länder ist Pülsen, Fettweis’ Wahlheimat in Schleswig-
Holstein, die eine schwermutige Poesie überschattet.
Die irrealen Landschaften erlauben, auf die Reise zu gehen, ohne Ticket und
Gepäck, und doch lässt Fettweis uns transzendental die Jahreszeit und Temperatur
der Gebiete wissen, in die er uns entführt. Manche Bilder wirken geradezu
gespenstisch, fleischlich verschlingend und es ist nicht
verwunderlich, dass der Maler am liebsten zu Hause bleibt!
Das Unbewusste als Erkenntnis, vom „Garden Eden” bis zur Pollution über Mexico
City ist eine lange Reise mit einhundert Stationen, auf der jedes Weltbild mein
Auge fesselt an das, was ist oder sein könnte…
Barbara Arens